Verdächtigungen

In der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember 1810 brach in der Scheune des damaligen Schultheißen Jakob Friedrich Bender ein Feuer aus, dem die Nordheimer Kirche und eine ganze Reihe von Häusern zum Opfer fielen. Da ein heftiger Sturmwind herrschte, griff das Feuer schnell um sich, die zum Löschen verpflichteten Männer und Frauen konnten nicht viel ausrichten.

Da dies bereits der zweite Anschlag auf den vermögenden Nordheimer Schultheißen war – erst zwei Monate vorher waren ihm 55 Zwetschgenbäume in einer Nacht böswillig umgehauen worden – leitete die Regierung eine Untersuchung ein.

 

Der erste Verdacht fiel auf Balthas Scheerle, der einen schlechten Ruf hatte, doch konnte dieser ein Alibi vorweisen: zur Zeit der Brandstiftung hielt er sich nicht in Nordheim auf. Auch die Separatisten, eine religiöse Gemeinschaft, die mit der Obrigkeit in Konflikt geraten war und deren Mitglieder teilweise hohe Haftstrafen auf der Festung Asperg verbüßt hatten, wurden verdächtigt. Doch gegen diese gab es außer ihrem schlechten Ruf keine speziellen Verdachtsgründe. Außerdem bezeugten sowohl der Pfarrer als auch der Schultheiß, dass sich diese, seit mit strengen Maßregeln gegen sie vorgegangen worden sei, ruhig verhielten, weder die obrigkeitlichen Personen, sprich den Schultheiß, nicht mehr beschimpften, noch die Kinder von der Schule abhielten. Selbst der "bekannte, höchst gefährlich gewesene Separatist Greulich" hätte sich so ruhig betragen, dass kein Verdacht gegen ihn vorliege.

 

Gegen den Bauern Engelbrecht wurde Verdacht gehegt, weil er angeblich schon vor Ausbruch des Brandes angefangen habe, seine Sachen in Sicherheit zu bringen. Doch durch Zeugenbefragung erwies sich, dass er im Bett lag und er und seine Kinder unter den ersten waren, die flüchteten, jedoch nicht vor Ausbruch des Brandes. Den stärksten Verdacht erregten zwei Verwandte des Balthas Scheerle und der Nordheimer Bürger Jung Friedrich Heilmann. Sie waren nach einer früheren Brandstiftung Ende November 1810 zu einem Wahrsager nach Horrheim (Vaihingen) gegangen. Der Wahrsager prophezeite ihnen, in drei Wochen würde es wieder brennen, sie sollten sich vorsehen. Da Friedrich Heilmann am Tag des Brandes "verdächtige Reden" gehalten hatte, wurden er und die beiden anderen Verdächtigen festgenommen und verhört. Den Verdacht eines Komplottes versuchte man zu erhärten, doch den beiden Verwandten Scheerles wurde "sichtbare Unschuld" und ein guter Ruf bestätigt, der Wahrsager stellte sich als "religiöser Schwärmer", aber nicht als Separatist heraus und auch Friedrich Heilmann, der zwar einen schlechten Ruf hatte, konnte nichts nachgewiesen werden. Die ganze Bürgerschaft wurde aufgefordert, genau auf die Reden ihrer Mitbürger achtzugeben, ob sich jemand durch unvorsichtiges Reden verraten würde, doch ohne Ergebnis. Schließlich musste die Untersuchung ohne Ergebnis beendet werden. Der Fall der Brandstiftung, die einen großen Teil Nordheims zerstörte, konnte nie geklärt werden.

 

Quelle: Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 146/1, Bü 6127 (Bericht des Ministeriums des Inneren über das Resultat der Untersuchung der Nordheimer Brandstiftung vom 18. Jan. 1811)

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