Mitteilungsblatt Nordheim
Neues aus Nordheim und Nordhausen
Nordheimer Geschichte
Erfasst von: Redaktion, Aslan, Selin | 03.11.2025

Fotoateliers und Fotografen in Nordheim
Die Geschichte der Fotografie begann etwa um 1840. Die ältesten Fotos mit Menschen oder Motiven aus Nordheim stammen aus der Zeit um die Jahrhundertwende, also um das Jahr 1900. Damals gab es in Nordheim noch keinen Fotografen. Entweder musste man ein Atelier in Heilbronn oder Brackenheim besuchen, oder man musste den Fotografen herbestellen, z.B. für ein Gruppenbild. Damit war ein gewisser Aufwand verbunden und ein Foto kostete relativ viel Geld. Um 1880 kosteten sechs Abzüge im Visitformat (ca. 6,5 x 10,5 cm) etwa 2,50 Mark, das entsprach dem Taglohn eines Arbeiters. Deshalb bedurfte es schon eines entsprechenden Anlasses, dass man sich fotografieren ließ. So war z.B. das Foto eines Kindes ein schönes Geschenk für die Großeltern, oder ein junges Mädchen schenkte ihrem Verehrer ein Foto zu dessen Geburtstag. Mussten junge Männer zum Militär, ließen diese sich meist am Ort ihrer Kaserne in Uniform fotografieren. Das wirkte sehr majestätisch, und Fotos waren oft auch ein Statussymbol.
In der Frühzeit der Fotografie musste noch sehr lange belichtet werden, das bedeutete, man durfte sich nicht bewegen. Das war besonders schwierig bei Gruppenaufnahmen, denn irgendjemand wackelte immer und war dann auf dem Foto unscharf abgebildet. Das Bildträgermaterial war früher eine beschichtete Glasplatte. Anfangs wurde im Nassverfahren, später mit Gelatine-Trockenplatten aus Glas gearbeitet. Der Fotograf musste für jedes einzelne Bild eine neue Platte in die Kamera einlegen. Durch Verbesserung der Lichtempfindlichkeit der Glasplatten konnte allmählich die Belichtungszeit verkürzt werden, sodass die Gefahr der Unschärfe durch Verwackeln bzw. durch Bewegung des Motivs reduziert werden konnte.

Bis zum Ersten Weltkrieg waren Fotografien eigentlich Fotokarten, bei denen der dünne Papierabzug des Bildes auf einen bedruckten Karton aufgeklebt wurde. Dabei wurde das Visitformat am häufigsten verwendet, gefolgt vom Kabinettformat (ca. 10 cm x 15 cm). Ab etwa 1900 wurden schlanke, hochformatige Proportionen beliebt. Die große Verbreitung gleicher Formate führte zur Entwicklung von passendem Zubehör wie Fotoalben mit entsprechenden Passepartouts, in denen die Bilder eingeschoben werden konnten oder Bilderrahmen zum Aufhängen oder Aufstellen. Historische Fotos im Visitformat werden derzeit gehandelt zum Preis zwischen 5 und 10 Euro.


In den frühen Jahren der Fotografie wurde die Rückseite des Bildes nur mit dem Namen des Fotografen/Ateliers und der Anschrift bedruckt und mit dem Hinweis versehen, dass die Platte für Nachbestellungen aufbewahrt werde. Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Darstellungen auf der Rückseite in großer Vielfalt, der Standort wurde genauer beschrieben und mancher Fotograf durfte sich „Hoffotograf“ nennen, wenn er als Hof-Lieferant zugelassen war. Auch Erfolge bei Ausstellungen wurden auf der Rückseite dargestellt, z.B. durch die Abbildung erhaltener Medaillen. Manche Rückseite ist für sich schon wieder ein kleines lithographisches Kunstwerk.


Der Text bei Busch und Wendnagel lautet: Photogr. Kunstanstalt allerersten Ranges für Fotographie und Malerei von Busch & Wendnagel. Specialität: Vergrößerungen, zusammengesetzte Gruppen, Moment und Kinderaufnahmen. Dass hier der Begriff „Kunstanstalt und Malerei“ erscheint ist ein Hinweis darauf, dass früher auch Porträtmaler versuchten, sich mit Portraitfotografie Zusatzeinnahmen zu verschaffen.

Alexander Wendnagel (sen.) ist 1872 in Pfedelbach als Sohn des Gärtners und Wengerters Johann Wendnagel aus Adolzfurt geboren. Er hatte 1899 unter dem Namen „Atelier Ella, Busch & Wendnagel, Photografische Kunstanstalt“, ein Fotoatelier in Heilbronn in der Sülmerstraße gegründet. Im gleichen Jahr heiratete Alexander Wendnagel Karoline Lell aus Nordheim. Das Ehepaar Wendnagel wohnte in Heilbronn und hatte 10 Kinder, davon wurden 7 erwachsen. Obwohl es um die Jahrhundertwende viele Fotografen und Fotoateliers in Heilbronn gab, scheint Alexander Wendnagel recht erfolgreich gewesen zu sein. Bereits 1901 bezog er sein Geschäft am Kieselmarkt 5, und 1907 erwarb er das Gebäude Marktplatz 10 und richtete dort sein Fotoatelier ein.



Alexander Wendnagel junior (* 15.11.1901; † 04.12.1944) besuchte 1924/25 die Münchner Fotoschule (damals Staatliche Höhere Fachschule für Phototechnik), wurde später aber städtischer Angestellter in Heilbronn. Sein jüngerer Bruder Gottlob Wendnagel (*19.10.1905; † 19.01.1989), Fotografenmeister, übernahm 1934 die Leitung des elterlichen Geschäftes. 1937 starb die Ehefrau Karoline geb. Lell von Alexander Wendnagel sen. Vier Jahre später heiratete dieser die Witwe Frida geb. Morlok verw. Müller aus Nordheim, die dort ein Haus in der Bahnhofstraße 60 besaß. Der Angriff auf Heilbronn am 4.12.1944 traf die Familie Wendnagel hart. Durch den Fliegerangriff starb Alexander Wendnagel jun. sowie seine Schwester Martha verh. Drück. Das Geschäftshaus am Marktplatz war völlig zerstört. Aufnahme fanden die ausgebombten Mitglieder der Heilbronner Wendnagel-Familie beim Vater Alexander sen. und dessen zweiter Ehegattin in deren Haus in Nordheim. Gottlob Wendnagel wohnte mit Frau und Tochter Gisela (+1937) sowie der nun elternlosen Nichte Christa (*1937), deren Mutter war bereits 1940 gestorben, bis November 1953 in Nordheim. Nach der Fertigstellung des Neubaus und dem Umzug nach Heilbronn in die Falkenstraße 1 (beim Rathaus) betrieb Wendnagel viele Jahre eine Filiale in Nordheim. Zunächst in der Bahnhofstraße 60 (Gebäude vor dem Gasthaus „Ochsen“), später in der Hauptstraße 91 Ecke Klimmerdinger Straße/Hauptstraße und schließlich bis zum 30. 9.1980 in der Bahnhofstraße 54 (nach der Gärtnerei Lell). Gottlob Wendnagel war seit 1952 aktives Mitglied im Liederkranz Nordheim, er sang im 1.Tenor und war Mitglied in verschiedenen Ausschüssen und ab 1954 zweiter Vorsitzender des Vereins. Im Vereinsalbum, das er selbst angelegt und gestaltet hat, befindet sich eine Fotomontage mit seinem Portrait.

In einer Anzeige im Nordheimer Mitteilungsblatt am 2. Oktober 1980 gab Gottlob Wendnagel die Aufgabe seiner Nordheimer Filiale zum 30.9.1980 bekannt. Dabei bezeichnet er Nordheim als seine „zweite Heimat“. In nahezu jeder eingesessenen Nordheimer Familie befinden sich vermutlich heute noch allerlei Wendnagel-Fotos. Seien es Bilder von der Einschulung, von einem Festzug, das Konfirmandenbild oder das Hochzeitsbild - oder auch nur das Passbild im Ausweis oder Führerschein. Bei Anlässen wie Einschulung oder großen Festen mit Festzug machte Wendnagel umfangreiche Bilderserien. Diese vielen Bilder stellte er dann nummeriert in seinem Schaufenster aus, so dass man auswählen und nach Belieben Bilder bestellen konnte. Hobbyfotografen konnten in seinem Geschäft ihre Filme zum Entwickeln abgeben, und wer einen Fotoapparat als Geschenk benötigte, konnte diesen im Laden Wendnagel kaufen. Gottlob Wendnagel fertigte auch Bildpostkarten mit Motiven aus Nordheim, die als Ansichtskarten verkauft wurden.



Gottlob Wendnagel übergab sein Fotogeschäft 1980 an seine Tochter Gisela und deren Ehemann Alexander Lahr. Diese führten die Firma weiter bis zum Jahr 1992.
Ein weiterer Heilbronner Fotograf, der einige Jahre in Nordheim lebte und arbeitete, war Gustav Welk. Ebenso wie bei Wendnagel wurde dessen 1919 gegründetes Geschäft im II. Weltkrieg 1944 zerstört und die Familie konnte nach der Evakuierung bis zum Wiederaufbau ihres zerstörten Hauses bei Verwandten in Nordheim unterkommen. Seine Frau Lina Welk (*1894) war die Schwester des Metzgers und Ladenbesitzers Hermann Böhler (*1883) in der Talstraße. Eine enge Verbindung bestand zu dessen Tochter Lydia, die verheiratet war mit Adolf Mössinger (Eltern von Edith, Kurt, Walter und Heiderose Mössinger) und zu weiteren Cousinen und Cousins wie z.B. Schneider-Böhler oder dessen Schwester Frida verh. Weinstock. Durch diese Verbindungen hatte der Heilbronner Fotograf Gustav Welk schon immer Kunden aus Nordheim oder in Nordheim zu tun. Von Gustav Welk stammt zum Beispiel die Bilderserie zur Wiedereinweihung der Bartholomäuskirche am 2.10.1949. Auch er hatte schon 1927 eine Werbeanzeige in der Jubiläumsschrift des Liederkranzes Nordheim platziert:
Gustav Welk begann sein Geschäft in Heilbronn am Kieselmarkt 6, später befand es sich es in der Gerberstraße 31, danach in der Kernerstraße 24. Das Atelier mit Labor und Ladengeschäft wurde vom Sohn Roland Welk weitergeführt.


Einen Fotoapparat benutzt heute fast niemand mehr, und Fotofachgeschäfte sind weitgehend ausgestorben. Fotografen finden noch Aufträge bei Hochzeiten, für Passbilder, Babybilder oder als Pressefotograf. Das Handy hat den Fotoapparat vollständig ersetzt. Bilder werden in großer Zahl bei allen möglichen und unmöglichen Anlässen gemacht und können in Bruchteilen von Sekunden weltweit verschickt werden. Fotobücher auf Grundlage digitaler Bilddateien ersetzen das Fotoalbum. Der technische Wandel durch Computer, Handy, Digitalisierung hat im Bereich der Fotografie zu riesigen Veränderungen geführt. Viele ehemals große Namen und Firmen wie Kodak, Agfa, Perutz, Polaroid usw. sind bedeutungslos geworden. Echte Bildnachrichten sind von gefälschten (gefakten) Nachrichten nicht mehr zu unterscheiden. Derzeit bleibt abzuwarten, welche Einflüsse und Veränderungen auf unser Leben die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) noch mit sich bringen wird, gerade auch in der Welt der Bilder.

Ulrich Berger
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