Mitteilungsblatt Nordheim
Neues aus Nordheim und Nordhausen
Wurzeln schlagen in Nordhausen
Erfasst von: Redaktion, Azubi | 06.05.2025
Die Geschichte von Bashir Raoufi – eine Geschichte von Mut und Hoffnung
Bashir ist heute 28 Jahre alt, verheiratet und lebt in Nordhausen. Er hat Arbeit, Freunde, Zukunftspläne, ist voller Energie und Neugierde, strebsam und unglaublich lebensfreudig. Die Geschichte seines bisherigen Lebens, seiner unglaublichen Odyssee, seiner Flucht, erzählt er beinahe beiläufig. Dabei war vieles alles andere als schön, teilweise schockierend und fast unmenschlich. Das Schicksal seiner Familie, die Erlebnisse seiner Flucht, haben uns sehr berührt. Umso mehr freut es uns, einen so lebensfrohen, offenen und hilfsbereiten jungen Mann in unserer Gemeinde zu haben. Hier seine, kurz erzählte, Geschichte.
Bashir wird im April 1996 im Kunduz, Afghanistan, geboren. Er wächst in einer liebevollen Familie mit vier Geschwistern auf – zwei Brüder und zwei Schwestern. Bashir ist der zweitjüngste in der Familie. Doch das Leben wird durch den Krieg mit den Taliban zerstört. Als Bashir gerade drei Jahre alt ist, flieht die Familie in den Iran, auf der Suche nach Sicherheit und einer besseren Zukunft.
Doch im Iran wird sie nicht besonders willkommen geheißen. Trotz jahrelangen Aufenthalts kann sie sich nicht einbürgern lassen und deshalb auch kein Eigentum erwerben wie z.B. eine Immobilie, auch kein Auto. Weder die erhoffte Sicherheit noch die gewünschte Meinungsfreiheit finden sie im Iran. So entschließt sich die Familie erneut zu fliehen – diesmal in die Türkei.
In der Türkei ist das Leben hart. Anstatt zur Schule zu gehen, arbeitet Bashir als Tellerwäscher, um seine Familie zu unterstützen. Doch auch hier ist die Zukunft ungewiss. Als Jugendlicher flieht Bashir allein aus der Türkei in Richtung Griechenland, mit dem Ziel seinen Onkel in Deutschland zu erreichen. Auf der Insel Kos wird Bashir inhaftiert. Er und seine zwei Mitfliehenden verbringen 2 ½ Monate in einer Zelle, machen Striche an die Wand, um die Tage zu zählen, erleiden Hunger und Misshandlungen.
In Handschellen werden sie nach diesen unendlich langen Monaten nach Athen gebracht und erneut in ein Gefängnis gesteckt, in eins mit erwachsenen Straftätern. Glücklicherweise werden sie bald zu einer Gruppe von Minderjährigen aus verschiedenen Ländern gebracht. Bashir lernt Englisch und ein wenig Griechisch. Dann muss er noch mal in ein anderes Gefängnis, eins für Jugendliche, mit größeren Zellen und einem Gemeinschaftsraum, sanitären Einrichtungen und einem Hof. Dort kann er endlich wieder mit seiner Familie telefonieren. Aber nur sehr kurz. Mit einem Kloß im Hals sagt er seiner Mutter nur, dass er lebt – das erste Lebenszeichen seit vier Monaten.
Nach drei Wochen flieht Bashir erneut, während eines Freigangs, ohne einen Schlepper, in Richtung Deutschland zu seinem Onkel in Berlin. Sonst kennt er niemanden in Europa. Er und sechs andere hängen sich unter die Waggons eines Zuges und reisen hängend bis nach Mazedonien. Unglaublich, nur mit den Armen hochgestemmt und an den Kniekehlen die Beine über ein Brett gelegt. Zu Fuß geht es weiter über Serbien, Ungarn nach Tschechien. In Tschechien werden sie festgenommen und in ein Flüchtlingsheim nach Prag gebracht. Es ist ein gutes Heim mit Schule, doch Bashir will nach Berlin.
Nach einem Monat in Prag und ein paar missglückten Fluchtversuchen gelingt Bashir die Flucht. Unter den Sitzen eines Zugabteils versteckt, gelingt ihm die Flucht. Am Bahnhof in Berlin werden er und sein Freund von der Polizei freundlich aufgenommen, alle sind nett, es gibt keine Schläge. Nach der Erstaufnahmestelle kommt Bashir in eine betreute Wohngruppe für Jugendliche, in einem schönen Haus mit eigenem Zimmer. Nach kurzer Zeit beginnt er sich wohlzufühlen. „Es war für mich eine schöne Zeit, Schule, Fußball, nur gute Erinnerungen…“. Nach drei Jahren Schule in Deutschland startet Bashir eine Ausbildung als Tischler und arbeitet in einer Schreinerei.
In dem Heim, in dem Bashir lebt, arbeitet während ihres Studiums in Berlin eine junge Frau aus Nordhausen. Sara und Bashir begegnen sich, lernen sich dort kennen und eine gemeinsame Lebensgeschichte beginnt. Im Oktober 2021 ziehen sie nach Nordhausen, Bashir findet schnell Arbeit, erst in einem Küchenstudio, dann als Maschinenführer bei Unilever (Knorr). Nebenbei arbeitet Bashir mit Minijob in einer Tischlerei und unterstützt als Sprachmittler bei der Caritas andere Flüchtlinge.
Bashir und Sara haben Anfang 2023 in Dänemark geheiratet. In Deutschland ist das zu kompliziert, die Heirat wird allerdings in Deutschland anerkannt.
In Nordhausen fühlt sich Bashir sehr wohl. In Berlin war es das Multi-Kulti, das ihm sehr gefallen hat, das vermisst er etwas. „Doch unsere Freunde aus Berlin besuchen uns oft und einige sind sogar mit hierhergezogen. Auch mein kleiner Bruder wohnt inzwischen in Nordheim. Er wird 22 Jahre alt und arbeitet im Restaurant in der Heuchelberger Warte.“
Bereits 2022 stellt Bashir den Antrag zur Einbürgerung, und im September 2024 kommt endlich der ersehnte Einbürgerungsbescheid. Heute erfüllen sich Sara und Bashir einen lang ersehnten Wunsch. Nicht zur Flucht geht es in andere Länder, sondern um endlich freies Reisen gemeinsam zu erleben.
Die Fluchtgeschichte von Bashir ist keine Einzelgeschichte. Es gab sie zu allen Zeiten, nicht nur heute, bei vielen von uns gibt es sie in der eigenen Familie. Nur wenige Geflohene erzählen von ihren Erlebnissen, sind nicht sicher, ob andere sie hören wollen. Zugegeben, es ist auch schwer, sich darauf einzulassen. Aber es lohnt sich. Jede Geschichte öffnet Türen, bringt uns näher als Menschen dieser einen Welt, in der wir leben.
Kleine Lebensgeschichte aus einem Gespräch mit Bashir und Sara, geführt von Luida vom Freundeskreis Miteinander (ehemals Asylkreis) am 15. Dezember 2024

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