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Mitteilungsblatt Nordheim

Neues aus Nordheim und Nordhausen (Archiv)

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„Geschichte“ des Monats August:

Erfasst von: Widenmeyer stillgelegt, Lisa | 03.08.2015 – 17.08.2015

„Von der Wiege bis zur Bahre...“ – Lebensstationen –

 

So lautet das diesjährige Ausstellungsthema des Heimatvereins Nordheim beim 41. Nordheimer Parkfest. Was erwartet die Besucher zu diesem Thema?

Die diesjährige Ausstellung im Sitzungssaal geht über den Bereich der Familienfeste hinaus, es werden auch Lebensstationen aufgezeigt wie Kindergarten, Einschulung, Beruf/Arbeit bis hin zum Lebensende mit all den damit verbundenen Fragen und Problemen. Grundsätzlich ist es für uns wichtig, bei den ausgestellten Bildern nicht nur alte Fotos zu zeigen, auf denen fast niemand mehr erkannt wird. Deshalb werden in vielen Themenfeldern neben den alten Bildern auch Fotos aus neuerer Zeit zu sehen sein. Die Ausstellung ist chronologisch nach „Lebensstationen“ aufgebaut, beginnt also mit Geburt und Taufe und endet mit Bildern von unseren Friedhöfen, verbunden mit Informationen zu den dort vorhandenen Bestattungsmöglichkeiten. Und am Schluss wird sogar der bis 1966 verwendete und von Pferden gezogene Trauer- oder „Leichenwagen“ gezeigt, der restauriert wurde.

 

Geburt und Taufe:

Gezeigt werden hier ein Täufling (Puppe) in einem schönen Taufkleid, historische Kinderwägen, Patenbriefe und Bildmaterial von Taufen früher und heute. Früher war es Brauch, mit dem Neugeborenen nicht das Haus zu verlassen bevor dieses nicht getauft ist. Es war auch nicht üblich, die Taufhandlung selbst zu fotografieren. Deshalb gibt es davon keine alten Fotos. Nach dem Babyalter geht es in der Ausstellung weiter mit Kindergarten und Schule.

 

 

Kindergarten und Schule:

 

Kindergartengruppe                                                   Einschulung mit Frau Gruber

 

Die Kindergarten- und Schulzeit wird mit reichlich Bildmaterial und vielen Gegenständen dargestellt. Schultüte, Schulbank, Schiefertafel, Fibel und viele weitere Gegenstände lassen Erinnerungen wach werden. Die Schulzeit endete früher für die meisten Jugendlichen im Alter von 14 Jahren bald nach der Konfirmation.

 

Die Konfirmation ist eine feierliche Segenshandlung in den meisten evangelischen Kirchen, in der Neuapostolischen Kirche, der Apostolischen Gemeinschaft und in der Christengemeinschaft. Die Konfirmation markiert auch den Übertritt ins kirchliche Erwachsenenalter, da man mit Vollendung des 14.Lebensjahres religionsmündig wird und nun selbst über die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft entscheiden und bestimmen kann. Die Konfirmation ist gewöhnlich mit einem Familienfest und Geschenken verbunden. Die Geschenke waren traditionell am Übertritt ins Erwachsenenleben orientiert. So wurde zur Konfirmation oft die erste Armbanduhr oder etwas zur Aussteuer an den Konfirmanden geschenkt. Die Armbanduhr war zu diesem Zeitpunkt für viele Jugendliche wichtig, da mit dem nahenden Ende der Schulzeit nun die Zeit der Lehre begann und viele Jungen und Mädchen mit dem Zug oder Bus zu ihrem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz fahren mussten.                Konfirmation 1930

Wir zeigen in unserer Ausstellung Fotos verschiedener Konfirmandengruppen von früher bis heute. Die Konfirmanden erhalten in der Kirche neben dem Segen auch einen biblischen Konfirmationsspruch, der sie weiter durch ihr Leben begleiten soll. Eine Auswahl z.T. sehr alter, sogar noch ein handgeschriebener Denkspruch, sind in der Ausstellung zu sehen.

 

Kommunion und Konfirmation:

Das Fest der Erstkommunion wird in Nordheim erst seit Anfang der 50er Jahre gefeiert, da sich zu dieser Zeit hier die katholische Kirchengemeinde bildete. Anhand einer 140cm großen Puppe zeigen wir ein festliches weißes Mädchenkleid zur Erstkommunion. Natürlich dürfen dazu auch Bilder nicht fehlen.

Die Erstkommunion wird meistens besonders feierlich und kindgemäß gestaltet. Der traditionelle, in vielen

Gegenden übliche Tag der Erstkommunionfeier ist der Sonntag nach Ostern (Weißer Sonntag). In den letzten Jahren gingen manche Gemeinden dazu über, die Erstkommunionfeier auf einen anderen Termin zu legen. So finden Erstkommunionen auch am Ostermontag, Christi Himmelfahrt oder an anderen Sonntagen der Osterzeit im April oder Mai statt.

                                                                               Kommunion 1952

 

Ausbildung, Arbeits- und Berufsleben

Ausgestellt werden einige Gesellen- und Meisterbriefe, aber auch verschiedene ältere Bilder aus der Nordheimer Arbeitswelt.

Belegschaft der Firma Haller im Schelmental 1966; von links: Paul Zeberer, Wolfgang Schäfer, Franz Ikker, Manfred Hirsch, Reinhold Weippert, Werner Müller, Walter Scherb, Gerhard Zahner, Gerhard Haller, Hermann Haller

 

 

Hochzeit, Jubelhochzeiten:

 

Hochzeit von Wilhelm Weinstok und Gretel geb. von Olnhausen

 

Einen besonderen Anblick im Ausstellungsraum wird ein hübsches Brautpaar bieten. Wir haben dieses Jahr zwei große Schaufensterpuppen erworben, mit denen wir eine Braut und einen Bräutigam in Originalgröße zeigen möchten. Daneben lädt eine große, festlich gedeckte Tafel ein zum großen Festmahl. Die Hochzeit eines Paares wird auch „Grüne Hochzeit“ genannt. Für die Hochzeit gibt es folgende bekannte Jubiläumstermine: 25 Jahre: Silberne Hochzeit, 50 Jahre: Goldene Hochzeit, 60 Jahre: Diamantene Hochzeit, 65 Jahre: Eiserne Hochzeit, 70 Jahre: Gnadenhochzeit, 75 Jahre: Kronjuwelenhochzeit.

 

 

Silberne Hochzeit 1952: Walter Lell und Luise geb. Rothweiler

 

 

Beim Thema „Hochzeit“ werden auch sehr alte Geburtsbriefe mit einer Erklärung dazu gezeigt. Diese Urkunde war notwendig, wenn bei der Heirat ein Ehepartner von auswärts kam oder jemand aus Nordheim nach auswärts heiraten wollte. Ein Geburtsbrief musste von jedem Ortsfremden (also auch zukünftigen Ehegatten), der hier in das Bürgerrecht aufgenommen werden wollte, vorgelegt werden. Diese Legitimationsurkunde konnte nur am Geburtsort ausgestellt werden. Folgende Bedingungen waren dafür notwendig:

1.    eheliche Geburt des Bewerbers/der Bewerberin

2.    bisher gute Führung

3.    Freiheit von Leibeigenschaft

4.    eigenes Vermögen von mindestens 200 Gulden (war kein hinreichendes Vermögen vorhanden, brauchte er Bürgen oder die väterliche Zusage einer entsprechenden Mitgift)

Viele schöne Bilder von verschiedenen Hochzeiten von früher und heute geben sicherlich den Betrachtern allerhand Anlass zu Gesprächen und Erinnerungen.

 

 

Geburtstagsfeier

Die Geburtstagsfeier ist das häufigste Fest im Kreise der Familie und im Laufe eines Lebens. Deshalb möchten wir auch dieses Fest entsprechend würdigen. Im Ausstellungsraum wird ein schön eingedeckter Geburtstagstisch zu sehen sein. Eine Auswahl von hübschen alten Geburtstagskarten zeigt, wie man früher in der Zeit vor Telefon und Handy seine Glückwünsche zum Ausdruck brachte.

 

 

 Oma hat Geburtstag, um 1952

 

 

Lebenserinnerungen und Familiengeschichte(n), Fazit

In einer Vitrine sind einige Bücher und Schriften ausgestellt, die bekannte Menschen aus Nordheim über ihr Leben verfasst haben. Man kann sie als Rückblick oder Fazit verstehen, aber auch als Beispiel und Anregung dafür, für sich selbst oder für seine Angehörigen solche Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Früher haben manche Menschen wichtige Familienereignisse in ihre Familienbibel eingetragen. Auch ein solches Beispiel ist zu sehen: In ihrer Familienbibel hielt Karoline Wahl viele für sie wichtige Ereignisse fest, z.B. die Geburt ihrer Kinder Clara und Emil, den Tod von Angehörigen, aber auch den Beginn des Ersten Weltkrieges und den „Heldentod“ ihres geliebten Gatten Emil Wahl am 26.3.1918.

 

Sterben – Tod – Trauer

Ein „Hingucker“ in dieser Ausstellung wird sicherlich der schwarze Trauer- oder Leichenwagen sein. Dieses Fahrzeug wurde von Mitgliedern des Heimatvereins sorgfältig restauriert. Bis zur Einweihung der (alten) Aussegnungshalle 1956 im neuen Friedhof wurde die verstorbene Person zu Hause aufgebahrt und von dort am Beerdigungstag mit dem „Leichenwagen“ abgeholt. Erst ab 1956 standen dann in der sogen. „Leichenhalle“ Kammern („Leichenzellen“) zur Aufbewahrung des Sarges zur Verfügung. Der Nordheimer „Leichenwagen“ war von 1928 bis 1966 in Benutzung. Die Originalrechnung vom Kauf wird ausgestellt sein, der Kaufpreis am 29. Dezember 1927 betrug 1000 Mark. Der Wagen wurde von 2 Pferden gezogen, Fahrer bzw. Kutscher war viele Jahre Albert Müller. Mit diesem Fuhrwerk wurden die Toten im Sarg von zu Hause abgeholt. Aber auch die auswärts im Krankenhaus (Lauffen, Brackenheim, Heilbronn) verstorbenen Nordheimer wurden damit abgeholt.

Nach 1966 wurde von der hiesigen „Sarggenossenschaft“ der Schreinereien Eugen Krieg, Eugen Werner, Gustav Müller und Wilhelm Schmid (gegründet 1963) ein Bestattungsanhänger für den Sargtransport angeschafft.

Außerdem gibt es in der Ausstellung zu diesem letzten Themenkreis auch reichlich Bilder und Informationen zum Thema „Friedhof“ und „Bestattungen“. Nachdem sich immer wieder zeigt dass es an Information über die möglichen Bestattungsformen auf unseren Friedhöfen in Nordheim fehlt, liegt ein entsprechendes Faltblatt zum Mitnehmen in der Ausstellung bereit.

 

Trauer- oder Leichenwagen für den Sargtransport

 

Malwettbewerb

Einen bunten Farbklecks wird unsere Ausstellung durch die gemalten Bilder der Kinder von der Grundschule Nordhausen zum Thema „Familienfeste“ erhalten. Die Kinder haben sich viel Mühe gegeben und Bilder zu verschiedenen Fest- und Feieranlässen gemalt. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch bei den Kindern und Lehrern für diese Unterstützung!

 

Nun hoffen wir, dass zahlreiche  Besucher während des Parkfestes unsere Ausstellung besuchen und viel Freude an den Bildern und Ausstellungsstücken haben werden.

                                                                                                                                               Ulrich Berger

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