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Mitteilungsblatt Nordheim

Zabergäugymnasium Brackenheim (Archiv)

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SPAM: Mit Goethe und Liebl gegen den Seelenmüll

Erfasst von: El-Kothany, Helga | 29.07.2014 – 12.08.2014

 

Die ersten Takte der Ouvertüre: sakrale Musik. Der liebe Gott (Julian Aldinger) beschaut sich vom hohen Thron die westliche Welt. Sein Fernglas made in China versagt ihm den Dienst, und so hilft ihm „Pferdefüßchen“ mit deutscher Wertarbeit aus. Was er sieht: Debile und Kretins, vom Teufel erfolgreich unterstützte Faulheit, Geilheit, Gottlosigkeit. Werteverfall. Müll in jeder Form. SPAM!
Die Rahmenhandlung des Musicals macht aus dem goetheschen Faust den bescheidenen Spam (Malte Leible), Versuchsobjekt der beiden Teufel (begeisternd: Béla Koch und Felix Grabscheit). Ob sie ihn verführen können, mit „Müll“ Karriere zu machen? Die Wette mit Gott gilt.
Dazwischen reiht sich kritische Episode an Episode, ansprechend verpackt in Musikstücke, die sich im Kopf festsetzen – Pop, Klassik, zackige Marschmusik … - , in stimmgewaltige Chorszenen, fantastische Bühnenbilder, mitreißende Tanzeinlagen, Humor, philosophierende Monologe und Dialoge in bester goethescher Diktion, überraschende und urkomische Wortschöpfungen. Ergreifende Gespräche über Todesvorstellungen zwischen dem einfühlsamen Spam – Malte zeigt wieder einmal seine Wandlungsfähigkeit - und der Oma im Rollstuhl (Emma Brkic/Sophie Weimer) im Altersheim wechseln mit einer herrlich komischen schwäbischen Mandy (Julia Buyer)  beim Casting für „Brackene sucht d‘ Subber Schdar“. Anspielung folgt auf Anspielung, und man muss schon genau aufpassen – und gelegentlich sollte man auch mal in die privaten Fernsehkanäle geschaut haben -, um alle Pointen zu verstehen.
Komponist und Texter Siegfried Liebl und die Leiterin der Theater-AG Sarah Jenz haben es wieder einmal geschafft, die vielen Rollen ideal zu besetzen und die Schüler zu großartigen Leistungen zu motivieren. Unterstützung erhalten sie von Inge Schön und ihrer Tanz-AG, Sybille Proksch und der Bühnenbild-AG, Daniel Strasser und seinem Orchester sowie mitwirkenden Kollegen und dem Technik-Team.
Lange unvergessen bleiben wird sicherlich der Mann in Schwarz: Norbert Giegling als „Unselig“ mit dem ebenso melodischen wie absolut nichtssagenden Mega-Hit „Wir sind da, nur weil wir da sind“! Eine herrliche Parodie auf Unheilig, stilecht angekündigt von einem überragenden Fabian Wandt als Radiomoderator. Oder  „die auf dem Standesamt promovierte“, publicitygeile Glamour-Frau Schroeder (Jessica Paul/Hannah Röbbig) und ihre Tochter Sylphe (Jennifer Harzer), die mit ihrer Quantenoper ‚Omra Vektor 3.7‘, einem spannenden Minimum an Lauten, die Lachmuskeln reizt und an das „Hurz“ von Hape Kerkeling erinnert. Pose, Ton, Miene von Jennifer – alles stimmt! Echte Kunst dagegen, dargeboten von Miriam Burkhardt und Dorothee Rieger, erkennen die Schickimicki-Partygäste  nicht.
Lässt sich Spam von den Teufeln manipulieren mit dem Versprechen, durch Skandale zu Ruhm zu gelangen? Nach einigen Versuchen, die stets mit Rauswurf und Prügeln enden, naht die Errettung, Kassandra Bülow als das „ewig Weibliche“: „Lass uns Kinder zeugen und gut zu ihnen sein!“
„In der Provinz tun sich der Teufel und die Kunst oft schwer“, sagt Béla gegen Ende. Der Teufel? Hoffentlich! Die Kunst? Nicht am ZGB. An drei Abenden haben alle Mitwirkenden wieder einmal das kulturelle Leben im Zabergäu mit einer grandiosen Show bereichert.

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